Wir schreiben den 20 August 2009 und wir feiern meinen „n-ten“ Geburtstag.
Ich habe nun ein Alter erreicht, wo man(n) schon die Güte der älteren Herren hat, die eben nur diese haben.
Es wird empfohlen Seniorenbravo zu lesen und bekommt Post-und Werbezeitungen mit dem Zusatz „plus“. Richtig böse wird es, wenn Einladungen kommen die „ zum lustigen Gedächnistraining“ aufrufen.
Nein, das alles will ich nicht!
Es ist schon so, dass unsere Großväter Generation in diesem Alter älter erschienen.
Heute ist das anders. Wir sind fit und aktiv, infantile Körperübungen-Spiele und dergleichen brauchen wir nicht.
Also, heute Geburtstag feiern.
Die zweite Etappe auf dem Pilgerweg von Loccum nach Volkenroda wünschte ich mir.
Von Stadthagen nach Rehren sollte es gehen.
Nach nicht zu späten Aufstehen und nicht zu üppigen Frühstück, was ansonsten an freien Tagen bei uns richtiggehend zelebriert wird, gab es erste Geburtstagsgeschenke von meiner Liebsten. Wie immer, dafür sage ich hier mal laut DANKE mein Schatz, war sie sehr aufmerksam in ihren Beobachtungen bezüglich meiner Vorhaben und so nenne ich nun neben anderen Dingen, einen neuen richtig gut ausgestatten Rucksack mein eigen .
Der wurde gepackt. Man braucht ja für einen Tag nicht soviel, aber fast alles doppelt – die Sachen für unseren kleinen Hund „Quelle“ finden aber auch leicht Platz.
Einen Wanderführer für den Pilgerweg habe ich nun auch und es konnte losgehen. Bestellen kann man ihn hier
Nach der ersten Etappe war ich noch tagelang gefüllt von der Wanderung und seinen Reflexionen, den glücklichen Gefühlen . Wie würde es Heute werden? Ich habe mir bewusst keine Erwartungen auferlegt, mich einfach auf den Tag einlassen.
Was ich allerdings bei der ersten Etappe gelernt hatte ist, wenn man aufkommende Spirutilität annehmen kann, gewinnt man etwas. Ein Lieblingssong von Enya fällt mir einein.
Pilgrim.
Hier kann man ihn hören und hier lesen
Finde ihn für den Start der Etappe schön.
Start mit dem Auto nach Stadthagen. Parken in der Nähe des Marktplatzes.
Ich wollte zur Martinikirche um mir zur Erinnerung einen Stempel für den Pilgerpass abzuholen. Meine Frau wollte sich zunächst in Stadthagen umschauen, bevor sie andere Orte links und rechts des Pilgerweges besuchen würde.
Es war anders als sonst auf dem Marktplatz: Soldaten, Polizei, Absperrungen also gar nicht diese schöne Atmosphäre, die der Marktplatz sonst ausstrahlen kann Birgit (meine Frau) konnte das nun garnicht so richtig aushalten und nachdem sie uns einen guten Weg wünschte, trennten sich hier unsere Wege.
Der Kircheneingang war von der Polizei gesperrt. Zutritt bekam ich nicht. Ein Zug Soldaten wartete in der Nähe. Ich erfuhr, dass dort ein Gottesdienst anlässlich der Vereidigung der Soldaten aus Bückeburg stattfinden sollte.
Tja, eine Begegnung mit Saurierspuren der Vergangenheit; war ich doch auch Soldat für mehrere Jahre.
Stationiert in Loccum, Celle, Shilo/ Manitoba in Cannada; Lehrgänge in Hannover ,Nienburg, Munster , Bremen ,Aachen, Hammmelburg. Schließlich als Ausbilder in einer Ausbildungskompanie. Alle 12 Wochen neue Rekruten, alle 12 Wocchen eine Vereidigungmit Gottesdienst im Kloster Loccum.
Heute würde ich den Kriegsdienst verweigern.
Gleich neben an im Pfarrhaus bekam ich einen Stempel von Herrn Nord. Nord, wie Süd, wie er selber sagte. Er gab uns noch gute Wünsche mit auf den Weg.
Mit einer Andacht bereitet sich eine Pilgergruppe auf den Weg vor
So, nun den ersten Wegweiser finden. Ich ging auf einen Pfarrer zu um ihn zu fragen.
Zwei Geistliche und ein Militär. Der herr in schwarz ist der Landesbischof von Schaumburg
Er war freundlich, gab mir die Hand und liess wissen, das er der Landesbischhof sei.
Ich erkannte ihn.
Aus Anlass der 20jährigen Jubiläumsfeier der Telefonseelsorge
Ostwestfalen, an der ich teilnahm, hielt er einen Festvortrag. Kluge Worte, sehr sozial. Kein Wunder ist er doch seit Jahrzehnten Mitglied der IG-Metall!
Intermezzo:
Die Ausbildung und Arbeit bei der Telefonseelsorge, die weiterführenden Studien über Roger (Klientenzentrierte Gesprächsführung) und die Aus – und Weiterbildung ,Arbeit bei der Krankenhausseelsorge in Minden, ( bis 2008) waren nicht mehr Spuren in meiner Vita, sondern Wendepunkt.
So, nun aber los. Richtung Krebshagen.
Rechts hinter der Kirche finde ich den erstenWegweiser.
Der Weg führt durch einen schönen Park.
Der Straße folgend passieren wir die Schaumburger Brauerei.
Auch hier eine kleine Erinnerung an die Zeit bei der Bundeswehr in Loccum.
Einmal im Quartal übernahmen die Sanitäter die Ausbildung der Rekruten.
Für die Ausbilder ordnete der Kp-Chef „Kultur“ an. Wir entschieden uns mehrfach für den Besuch der Schaumburger Brauerei. Ein schönes Daumenfrühstück gab es und viel von dem köstlichen Gerstensaft. 😉
Wir unterqueren die B65 bei Krebshagen und finden dort eine Wassermühle dessen Mühlrad der Krumme Bach antreibt.
Ein schmaler Pfad entlang des Baches führt uns zum 3 km entfernten Wendthagen. Vorbei an schattigen Bäumen, die zur Rast einladen; Pferdekoppeln säumen den Weg.
In der Ferne sieht man den Bückeberg.
In Wendthagen wagen wir einen Abstecher zu einer Schwefelquelle. Links, kurz vor der Kirche führt eine asphaltierte Straße in den Wald und nach ca. 1,2 km erreicht man die Quelle.
Ein schöner Platz mitten im Wald. Ich bewundere, voll staunend die Fähigkeiten des Hundes, der früh das Wasser witternd, uns zum Ziel führt.
Das Wasser der Schwefelquelle kommt direkt aus dem Schiefergestein aus 25m Tiefe und ist 2 Grad kühl. Eine Wasserstelle lädt zum Wassertreten ein.
Wir laufen die Straße zurück und machen auf der Wiese an der Kirche im Ziegenbrink unter einem schattigen Baum Rast.
Das Sonnenlicht betont die Farbenpracht der modernen Glasfenster der Kirche. Gestaltet wurden diese von der Stuttgartener Künstlerin Angelika Weingardt.
Weiter geht es der Sraße entlang, in Höhe des Lokals „Dionysos“ beginnt der Aufstiegauf den Kamm des Bückeberge, etwa 360m hoch. Zunächst der Straße lang, ohne Schatten bei deutlich über 30 Grad Hitze fällt es nicht leicht. Nicht steil, aber stetig nach oben führt der Weg dann schließlich in den Wald. Eine Pause wird nun dringend erforderlich.
Ein Holzstapel gibt uns den Raum dazu. Es sind etwa 5km von Wendthagen bis zu Kamm des Berges. Der Weg nach oben ist sehr schön, für mich zu dem Zeitpunkt, wohl der Hitze wegen sehr beschwerlich, eine weiter Pause ist dringend notwendig. Ich setze mich ins Grass, der Hund sitzt vor mir und schaut mich mit einem eigenartigen Blick tief an.
– Nach einer Weile und dem letzten Schluck Wasser geht es weiter, immer noch aufwärts.
Endlich erreichen wir den Kamm und treffen auf ein Gebäude. Es handelt sich um einen ehemaligen Bremsschacht. Ein Informationszentrum steht vor der Fertigstellung; Bänke und Tisch laden zur Rast ein. Eine Lore voller Kohle wird präsentiert.
Kohle.
Wieder holt mich mein Leben ein! Bin ich doch im Kohlenpott geboren, dort aufgewachsen, zur Schule gegangen, eine erste Lehre absolviert. Wie mein ,Vater, Großvater und Urgroßvater auf einer Zeche in Lünen. Victoria 1/2 hieß der Schacht; Lünen eine aufstrebende Stadt am Rande des Reviers.
Bergleute. Kohle. Zechen, Kokereien, Stahl, Kohlenhalden, Dampflokomotiven…Bilder die nun in meinem Kopf wie ein Film ablaufen….
Ein schöner Weg durch den Wald führt uns zum Steinbruch. Hier wird bis heute der bekannte Oberkirchener Sandstein aus der Erde geholt.
Am Rande des Betriebgelände gibt eine Schautafel Aukunft über gefundene Saurierpuren, welche vom Landesmuseum Hannover freigelegt wurden. Der kleine Hund schimpft lauthals als ich mich zu nahe der Abbruchkante näherte.
Der Weg führt nun um den Steinbruch herum den Kamm entlang.
Wir erreichen das Jugend-Bildungs-Freizeit-Centrum (JBF-Centrum)
Hier war ich auch schon einmal. Ein Sozialarbeiter aus Stadthagen leitete ein Projekt mit Jugendlichen. Diese sollten erfahren, wie Gefühle von Hunden gespiegelt werden können.
Wir sind dann mit einem kompletten Lehrgang dorthin gefahren. Es war für alle Beteiligten eine schöne Erfahrung.
Heute war es wichtig, hier den Durst zu löschen und die Wasserflaschen zu füllen.
Ein schattiges Plätzchen bot Platz für einen Rast.
6 km sind es jetzt noch vom Kamm der Bückeberge bis Rehren, das Ziel der 2. Etappe.
Nun geht es bergab am Südhange des Berges. Der Weg führt zunächst durch den Wald, der sich nach einiger Zeit öffnet
Ich werde belohnt mit einer tollen Aussicht auf das Wesergebirge.
Eine Bank gibt uns noch mal eine schöne Gelegenheit zu rasten.
Hinter dem Rastplatz Eichenhütte
Etwas zum nachdenken
führt eine kleine Straße, gesäumt von Obstbäumen, welche aber nicht genug Schatten werfen, direkt nach Rehren.
Eine letzte Pause.
Im Hintergrund der Berg den wir „überwunden“ haben.
Für Twitter Insider, bitte @haekelschwein beachten 🙂
Schließlich erreichen wir den Ort,
und finden eine gotische Wallfahrtskapelle.
Eine Bäuerin aus der Nachbarschaft ist Schlüsselverwalterin und betreut die Pilger. Eine sehr freundliche Frau, die Kenntnisreich Auskunft über die Kirche gibt. Das frische Wasser welches sie mir reicht nehm ich gern an.
Ist es nun die doch deutlich werdende körperliche Belastung – und oder das Erlebte, die Reflexion? Ich weiss es nicht, aber das Wasser läuft mir aus den Augen tränenreich sitze ich auf der Kirchbank….
Mobiltelefone sind schon eine tolle Geschichte und so hatte ich mit meiner Besten guten Kontakt. Sie hatte eine Gasstätte gefunden, an der wir uns treffen wollten. Die Freude war groß. Die Wirtin freundlich. Die Apfelschorle köstlich wie nie.
Nach genügendem Ausruhen fuhren wir direkt nach Minden zurück und ohne Umschweife in Wanderschuhen zum Lieblingsitaliener wo bei ausgezeichnetem Essen und herrlichem Wein dieser besondere Tag seinen Abschluss fand. DANKE!
Hm, doch mehr als eine Reisebeschreibung geworden. Aber jeder hat wohl seine eigenen Erlebnisse auf solch einer Pilgerwanderung. Es war auch mein Weg!